Im Jahr 2009 hatten wir das Glück und das Vergnügen, an einer Tour auf mehrere Tafelberge, in der venezolanischen Gran Sabana teilzunehmen. Die Zone der Tafelberge liegt im Länderdreieck Venezuela, Guyana und Brasilien am nördlichen Rand des Amazonasbeckens.
Die Bergstöcke der dortigen Tafelberge bestehen aus den ältesten Gesteinen der Welt mit einem Alter bis zu 3,8 Milliarden Jahren. Es handelt sich um roten Sandstein, der aufgrund seiner ihn bedeckenden Algenschicht eine schwarze Farbe aufweist. Sie sind durch Erosion entstanden und reichen bis in Höhen von 3000 Metern hinauf. Die einheimischen Pémon bezeichnen sie als Tepuis, was „Haus der Götter“ bedeutet. Ihre steil aus der Ebene aufragenden Felswände machen eine Besteigung auch heute noch für viele der Tepuis schwierig oder unmöglich.

Die Plateaus der Tepuis sind abgeschiedene Orte, die aufgrund ihrer Höhe und der Entfernung zu anderen Tafelbergen kaum einen Austausch von Pflanzen und Tieren mit ihrer Umgebung haben. Dazu trägt auch die klimatische Isolation bei: in der Ebene dominieren heiße und feuchte Tieflandregenwälder und -savannen, in der Höhe der Tafelbergplateaus herrscht ein kühles Klima mit extrem hohen Regenmengen und einem Wechsel von starker Sonneneinstrahlung durch die Nähe zum Äquator und Wolkenbildung durch die aus der Ebene aufsteigende Feuchtigkeit. Die regelmäßigen Regenschauer waschen die Felsen aus, so dass für das Pflanzenwachstum nur eine extrem dünne Substratschicht mit wenig Nährstoffen zur Verfügung steht.
Die Flora auf den Tepuis
Es hat sich auf jedem der Berge eine spezifische Flora entwickelt, die an die herrschenden harten Bedingungen angepasst ist. Die Anzahl der dort endemischen Pflanzen – die nur dort und nirgendwo anders auf dieser Welt vorkommen – ist mit 70 Prozent die höchste der Welt.
Daher haben sich auf den Tafelbergen auch die unterschiedlichsten fleischfressenden Pflanzen oder Karnivoren mit ihren verschiedenen Fangmechanismen verbreitet. Die Gattung der Sumpfkrüge (Heliamphora) ist für die Tafelberge einzigartig. Dazu kommen die Sonnentaue (Drosera) und die Wasserschlauchgewächse (Utricularia und Genlisea). Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Orchideen und andere spezialisierte Gattungen und Arten.
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